Museninsel in der Vorweihnachts-Hektik
Adventskonzert mit dem Männerensemble Die Vitalisten und dem Männerchor Köndringen.
BAD KROZINGEN. Für die Sänger des Männerensembles Die Vitalisten war das
Adventskonzert in der evangelischen Christuskirche in Bad Krozingen eine Premiere, für die Besucher eine kleine Museninsel in der hektischen Vorweihnachtszeit. Denn während draußen vor der Kirchentür
noch die langen Öffnungszeiten der Supermärkte genutzt wurden, bot das gemeinsam mit dem Männerchor Eintracht Köndringen bestrittene Adventskonzert die Gelegenheit zur Einkehr und Besinnung
"Ohne gelegentliche Zeiten der Einkehr und Stille werden wir buchstäblich besinnungslos", zitierte Walter Mack, Vorsitzender der Chorgemeinschaft Bad Krozingen zur Begrüßung aus der Ansprache von
Bundespräsident Joachim Gauck anlässlich des traditionellen Adventskonzerts in Schloss Bellevue. "Unsere Sinne werden taub und blind – und das Gespür geht uns verloren für das, was unserem Leben Sinn
gibt, ihm Richtung und Bedeutung verleiht." Musik und Gesang indes sind ein gutes Mittel, um den Verlust der Sinne und des Sinns abzuwehren. Das unterstrichen die beiden Chöre unter der Leitung von
Olga Endewardt nachdrücklich mit einem stimmungsvollen und abwechslungsreichen Programm.
Zwar verspricht ein Kirchenkonzert per se ruhigere Töne, dass indes nicht alles Dargebotene geistlich sein muss, diese Überzeugung spiegelte sich im Konzertprogramm der beiden Chöre deutlich wider.
Und so wechselten sich eine schöne Abendstunde lang alte geistliche Lieder wie "Auf, Christen singt festliche Lieder" und Traditionelles wie "Der kleine Trommeljunge" mit stimmungsvollen, modernen
Liedern und neueren Chorkompositionen ab. So gaben Die Vitalisten, der erst 2012 gegründete Männerchor der Chorgemeinschaft 1859 Bad Krozingen, mit "Swing the Prelude" eine beschwingte Version des
berühmten Prelude von Marc Charpentier, besser bekannt als Eurovisionsmelodie, zum Besten, bezauberten mit der A-Capella-Fassung des Musical-Songs "Can you feel the love tonight" und beeindruckten
mit dem klangvoll intonierten Spiritual "Go down, Moses".
Dafür, dass alle irdischen Sorgen vor der Kirchentür blieben, sorgte aber insbesondere der engelsgleiche Gesang des 13-jährigen Solisten Alexander Berns aus Freiburg. Mit dem ergreifenden "Ave Maria"
und der Arie "Schafe können sicher weiden" aus der Geburtskantate Nr. 208 von Johann Sebastian Bach versetzte der "Jugend musiziert"-Preisträger das Publikum in höhere Sphären und bot, von seiner
Mutter am Klavier begleitet, einen großen Kunstgenuss. Anschließend vereinten sich die beiden Männerensembles zu einem einzigen großen Chor und boten zum Abschluss unter der Leitung von Olga
Endewardt drei gemeinsame Lieder. Dass es dabei nicht blieb, dafür sorgte speziell "Gospodi, pomiluj", ein alter russischer Gesang mit anarchisch anmutenden Klängen, das die Sänger zu Ehren ihrer aus
Kasachstan stammenden Dirigenten darboten und die Zuhörer so begeisterte, dass die Sänger mit dem Adventsjodler noch eins draufsetzten.