Das Konzert ist eine Geburtstagsfeier
Von Benedikt Sommer (BZ) Mi, 20. Dezember 2017
Die Chöre des Gesangvereins Köndringen singen zum fünfzehnjährigen Jubiläum ihrer Dirigenten / Uraufführung eines eigenen Stücks.
TENINGEN-KÖNDRINGEN. Mit einem festlichen Weihnachts- und Winterkonzert feierten die drei Chöre des Gesangvereins Köndringen, Frauenchor "Herzdamen", Männerchor "Eintracht" und "Quintessenz", am vergangenen Sonntag in der evangelischen Kirche das fünfzehnjährige Jubiläum ihrer zwei Dirigenten, Olga Endewardt und Christian Wenzel. Die Uraufführung eines eigens für dieses Ereignis komponierten Werks krönte das abwechslungsreiche Programm unter dem Motto "Mitten in der Winternacht".
Als Geschenk hatten sich Endewardt und Wenzel von ihren
Chören ein gemeinsames Konzert gewünscht. Es wurde ein Geschenk, das allen Beteiligten in bester Erinnerung bleiben wird. Denn in guter alter Kapellmeistertradition hatte Christian Wenzel für die
Chöre eine Gegengabe bereit und ihnen ein eigenes Stück "auf den Leib" geschrieben. Bei seinem sechsteiligen Zyklus "Winter" konnten alle Sänger, in wechselnder
Besetzung, teilnehmen. Das Duo "Zymbalina" und der Trompeter Zsolt Sandor unterstützten die Chöre. Wenzel wandte sich in seiner Einführung mit einer Bitte an das Publikum: Es werde "Ungewohntes
hören, "ein akustisches Abenteuer, auf das man sich einlassen solle". Der Winter berge viele Aspekte, diese vor dem eigenen geistigen Auge entstehen zu lassen, darum gehe es in seinem Stück.
Weite Landschaftstableaus entfalteten Chor und Instrumente darauf in den Vertonungen zweier Haikus, einer traditionellen japanischen Gedichtsform, von Christian Wenzel. Feine Rhythmusstrukturen aus
Zymbalklängen (Lilia Propp), ein Grundbasston des Akkordeons (Nadja Schell), sanfter Schnee in den monotonen Gesangsstimmen beim Auftakt, wurden hier der starren, dissonanten Kälte beim
Heraufbeschwören eines gefrorenen Teichs gegenübergestellt. Angenehme, gemütlich-heitere Wintermomente feierte dagegen die Vertonung zweier alemannischer Hebel-Texte. Schroff kontrastierend
dazwischen die französischen Verse von Rilke: Hier kommt der Tod in die Häuser und seine Geige spielt nur auf den leeren Saiten (g-d-a-e). Hackbrett, Akkordeon und Chor halten da mit scharfen
Dissonanzen dagegen, gespielt aus eben diesen Tönen, jäh abbrechend in einem schrillen Crescendo. Ruhig atmend, im sanften Rhythmus des Pferdeschlittens dann das festlich, harmonische Finale mit
Glockenklang und Lichtgefunkel. Ein außergewöhnliches Hörabenteuer, variant instrumentiert und stimmlich besetzt, äußerst spannend und immer wieder überraschend. Dabei keineswegs sperrig, sondern
durchaus zugänglich: zeitgenössische Musik in einem passenden Rahmen.
Uraufführung in feines Programm eingebettet
"Die Sänger mussten manche Passagen auch frei gestalten, sehr ungewohnt für sie", sagte Wenzel. Eingebettet war das Experiment
in ein feines Konzertprogramm. Den Auftakt gestaltete der Männerchor "Eintracht", an Orgel und E-Piano unterstützt von Nadia Shell mit "Auf Christen singt festliche
Lieder" und drei Spirituals. Ein instrumentales Zwischenspiel bot das Duo Zymbalina mit Lilia Propp an das Zymbal und Nadja Schell am Akkordeon: interessant in dieser ungewöhnlichen
Instrumentenkombination. Sanft spielten sie das Ave Maria oder James Lasts Version von "El condor pasa". Seinen reinen Trompetenklang präsentierte Zsolt Sandor im
Zusammenspiel mit Christian Wenzel an der Orgel mit einer prachtvollen Händel-Suite.
Den Wohlklang der Stimmen durfte das Publikum dann wieder mit dem Frauenchor genießen. Feine Weihnachtslieder aus Katalonien und Chile (Solo: Olga Endewardt), dazu "Hebe
deine Augen auf" von Felix Mendelssohn-Bartholdy und ein Kanon von Thomas Tallis (Soli: Diana Beck und Marie Ehrler), versetzten das Publikum endgültig in die Weihnachtsstimmung. Die
Steigerungen waren "Jul, Jul, stralande jul" des Komponisten Gustav Nordquist, gesungen vom gemischten Chor "Quintessenz", und "My Guardian Angel" von Judith Weir
mit allen Sängern. Das abschließende "Tochter Zion" mit Trompete war das Sahnehäubchen. Ein glückliches Publikum dankte mit begeistertem Applaus.